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Wie wird man eigentlich Fotograf oder Fotografin?

 

In diesem Beitrag geht es darum, wie man eigentlich Fotografin oder Fotograf wird. In den letzten Jahren habe ich oft bemerkt, dass Menschen in meinem Umfeld erstaunt waren, als ich sagte, ich hätte eine Ausbildung zur Fotografin gemacht.

Es kamen öfter Fragen wie: „Ach, das kann man richtig lernen?“ oder „Und wie lange dauert das dann, bestimmt nicht so lange, wie eine normale Ausbildung oder?“.

Ich möchte einfach mal meine Erfahrungen mit euch teilen und erzählen, wie ich Fotografin geworden bin. 😊


Ausbildung zur Fotografin oder zum Fotograf

Man kann Fotograf werden, indem man sich einfach eine Kamera kauft und sich Fotograf:in nennt, indem man Fotografie an einer (privaten) Hochschule oder Akademie studiert oder indem man (wie ich) eine duale Ausbildung macht.

 

Meine betriebliche Ausbildung ging drei Jahre, ich war alle paar Wochen in der Berufsschule und hab in einer großen Firma mit vielen Fotostudios deutschlandweit gelernt.

Nach drei Jahren hatte ich eine offizielle Gesellenprüfung, die aus diesen Inhalten bestand:

  • das Berichtsheft 
  • einem Gesellenstück
  • einer schriftlichen Abschlussprüfung
  • einer Arbeitsprobe und
  • mehreren fotografischen Aufgaben.

Das Berichtsheft musste ich drei Jahre lang führen, sowie 12 fotografische Aufgaben bearbeiten, welche am Ende kontrolliert wurden. 

 

Das Gesellenstück bestand aus drei Fotografien, welche gedruckt und professionell aufgezogen werden mussten, einer konzeptionellen Ausarbeitung und einer Präsentation mit anschließendem Interview.

 

Die schriftliche Prüfung ging über mehrere Stunden und fragte sämtliche theoretische Inhalte der drei Jahre ab.

 

Bei der Arbeitsprobe bekam ich drei Themen der Porträtfotografie, die ich sofort fotografisch umsetzen musste, wobei ich die Kamera nur 15 Mal innerhalb von 45 Minuten auslösen durfte und einen bestimmten Umfang von Studioequipment nutzen musste.

Danach musste ich innerhalb von einer halben Stunde ein Magazincover mit den zuvor erstellten Fotografien in Photoshop bearbeiten und dabei verschiedene Kriterien erfüllen.

 

Zuletzt bekam ich noch zwei größere Aufgaben, die ich außerhalb der Schule und meiner Arbeit durchführen musste und die jeweils ziemlich großen Zeitaufwand und besondere Organisation erforderten. Auch diese Bilder mussten anschließend gedruckt und aufgezogen werden.

 

All dies musste ich natürlich nach bzw. außerhalb meiner regulären Arbeitszeiten machen.

Kein geschütztes Handwerk

Ihr seht, es gehört schon einiges dazu, die Gesellenprüfung im Fotografen-Handwerk erfolgreich abzuschließen und auch wenn das für viele da draußen unvorstellbar zu sein scheint:

Fotograf:in zu werden bedeutet, eine ganz normale, reguläre Ausbildung zu durchlaufen!

 

Das Fotografen-Handwerk ist nicht geschützt, weshalb es nicht nötig ist, die Ausbildung zu machen, um sich Fotograf nennen zu dürfen. Es gibt viele Fotografen und Fotografinnen da draußen, die unglaubliche Fotos machen und absolute Experten in ihren Bereichen sind - auch ohne Ausbildung.

Trotzdem muss ich manchmal daran denken, wie viel Arbeit ich in meine Ausbildung gesteckt habe und frage mich dann, ob es anders gegangen wäre.


Ich wünsche mir, dass mein Beruf und all die Mühe, der Aufwand und auch die intensiven Kosten, die er nun mal mit sich bringt, mehr wertgeschätzt und anerkannt wird. Heute entscheiden sich immer weniger junge Menschen dazu, eine Ausbildung zu machen, weil sie oft schlechter bezahlt werden, man weniger Möglichkeiten danach hat und viel zu oft erwartet wird, dass man nach der Schule studiert, statt ein Handwerk zu lernen.

 

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